Am Mittwoch schlug die Meldung ein wie eine Bombe: Michael Cia, einst Südtirols größtes Fußballtalent, wechselt zu St. Georgen. So sensationell dieser Transfer auch scheint, für den 30-jährigen Montaner war es eine wohlüberlegte Entscheidung. Er möchte sein Leben entscheidend verändern, wie er im SportNews-Interview verrät.
Michael Cia, wie kam der Kontakt zu St. Georgen zustande?
Michael Cia: „Zuletzt klappte bei mir sportlich gar nichts mehr. Bei Delta Porto Tolle lief alles drunter und drüber. In dieser schwierigen Zeit meldete sich Georg Brugger bei mir. Die Gespräche verliefen auf Anhieb sehr positiv und wir konnten relativ schnell eine Einigung erzielen.“
Warum hat es bei Delta Porto Tolle nicht geklappt?
„Das war ein einziges Missverständnis. Der Klub investiert zwar viel Geld und verfolgt ambitionierte Ziele, doch es fehlt einfach an der sportlichen Kompetenz. Anfangs lief es noch gut, doch als ich mich an der Schulter verletzt habe, fingen die Probleme an. Ich musste die Arzttermine selber organisieren, die Reha auf eigene Faust in Angriff nehmen. Danach kam ich plötzlich nicht mehr zum Zuge. Später habe ich mitbekommen, dass sich der Trainer telefonisch bei Mitspielern meldete und mit ihnen die Aufstellung besprach. Das sind alles Dinge, die für mich gar nicht gehen.“
„Das war eine Lebensentscheidung“
Vor einem Jahr standen Sie mit dem FC Südtirol noch auf dem Sprung in die Serie B, jetzt mischen sie im Abstiegskampf der Serie D mit. Wie kam es zu der Entscheidung?
„Das war eine Lebensentscheidung. Ich will nicht mehr jedes Jahr nach einem neuen Verein Ausschau halten müssen. Ich möchte sesshaft werden, Stabilität und ein festes familiäres Umfeld. Ich habe gelernt, dass es im Leben wichtigeres gibt als Fußball.“
Welche Rolle spielt dabei der Abschied beim FC Südtirol im vergangenen Sommer?
„All das was zwischen den letzten Wochen beim FC Südtirol und der ersten Saisonphase bei Delta Porto Tolle geschehen ist, floss natürlich in diese Entscheidung ein. Diese Enttäuschungen haben mir sicherlich etwas die Augen geöffnet und mich dazu bewogen, nach Südtirol zurückzukehren. Ich will endlich wieder Spaß am Fußball haben und diese Möglichkeit sehe ich bei St. Georgen gegeben.“
„Ich mache mir Gedanken über meine Karriere danach“
Das klingt so, als hätten sie mit dem Profisport abgeschlossen…
„In gewisser Art und Weise stimmt das. Ich habe begonnen, mir Gedanken zu machen, wie ich meine Karriere danach gestalten werde, welcher Arbeit ich später einmal nachgehen werden. Allerdings heißt das nicht, dass ich ambitionslos über den Fußballplatz trotte. Ich habe in St. Georgen ganz klare, unmittelbar Ziele und möchte noch mehrere Jahre auf gutem Niveau Fußball spielen. Ans Aufhören verschwende ich keinen Gedanken.“
Wie sehen Ihre Ziele bei St. Georgen aus?
„Wir wollen den Klassenerhalt schaffen, deshalb wurde ich auch geholt. Es muss jedem klar sein, dass ich nicht jedes Spiel zwei bis drei Tore schießen werde, doch mit meiner Erfahrung kann ich sicherlich meinen Beitrag leisten. Ich werde mich bei St. Georgen sofort voll einbringen und versuchen mit guten Leistungen voran zu gehen.“ (www.sportnews.bz)